Donnerstag, 8. Januar 2015

JeSuisCharlie

Ich war gestern an der Kundgebung auf dem Bürkliplatz. Es kamen meiner Ansicht nach enttäuschend wenig  (im Gegensatz zu Istanbul, wo tausende auf die Strasse gingen).
Für mich war es ein zwingendes Bedürfnis, meinem Entsetzen, meiner Solidarität, meiner Empörung und meiner Besorgnis Ausdruck zu verleihen. Denn der Anschlag war nicht nur ein barbarischer, verabscheuungswürdiger Mord, sondern auch ein Anschlag auf unsere Freiheit, auf unsere Werte, auf unsere Demokratie, auf unsere Kultur. Und es war auch ein Anschlag auf die überwältigende Mehrheit der Muslime, welche den Terror genauso verurteilen wie wir.
Ich bin - im Gegensatz zu manchen Kommentatoren - der Meinung: Satire darf alles.  (Nicht zuletzt die Morde in Paris zwingen mich zu dieser radikalen Aussage.) Denn Satire verkörpert sozusagen die Meinungsfreiheit und die Freiheit des Denkes. Man mag in einzelnen Fällen darüber streiten, ob sie gut oder schlecht gemacht ist, das ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Aber grundsätzlich ist die Satire dazu da, alles in Frage zu stellen.
Denn darum geht es. Es geht um die Werte der Freiheit. Und wenn wir diese verteidigen wollen, dann dürfen wir das wiederum nur mit den Werten der Freiheit tun, d.h. wir dürfen uns nicht vereinnahmen lassen, weder vom Hass auf der einen noch von der Fremdenfeindlichkeit auf der andern Seite.
Ich bin besorgt, dass Hass und Fremdenfeindlichkeit jetzt noch mehr zunehmen werden. Denn "anti-islamische Gruppen wie Pegida helfen mit, die Emotionen zwischen den zwei größten Religionen der Welt hochzuschaukeln. Und machen sich damit zum nützlichen Idioten der Terroristen des IS und Al Qaida's", wie Jürgen Todenhöfer schreibt.
Das gilt übrigens auch für einzelne Vertreter der SVP. NR Wobmann verlangt bereits, keine Muslime mehr ins Land zu lassen.
Meine Besorgnis schon seit langem: Die nationalkonservative rechtspopulistische Rhetorik ist ebenfalls ein Angriff auf die Werte der Freiheit und Demokratie. Sie ist nicht grausam, dafür perfid. Weil viele sich zu wenig bewusst sind, wie sehr die so genannten "Ängste der Menschen" geschürt und instrumentalisiert werden können, womöglich so lange, bis ein Klima der Ausgrenzung geschaffen ist, wie es schon einmal da war, unter anderen Vorzeichen, bis genau das eintrifft, was niemand will, selbst diejenigen nicht, die es schüren.
Ich kann nur dagegen anschreiben.

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